Berliner Höhenweg

In meiner Einladung vom 5.11.2018 hieß es:

"Der Berliner Höhenweg ist eine anspruchsvolle Höhenwanderung nördlich des Zillertaler Hauptkammes. Die teils ausgesetzten, teils seilversicherten und von Blockgestein durchsetzten Wege führen uns von Hütte zu Hütte, wo wir im Massenlager mit Halbpension übernachten. Unterwegs nehmen wir zwei 3000er mit, zum Abschluss besteigen wir die prominente Ahornspitze hoch über Mayrhofen. Pro Tag sind 8 bis 13 km und jeweils 1000 Meter im Auf- und Abstieg zu bewältigen. Die 6tägige Tour erfordert Kondition, Ausdauer, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gewisse Leidensfähigkeit (Regen, Blasen, ...). Belohnt werden wir mit spannenden Wegen und herrlichen Aussichten in die Zillertaler Bergwelt."

Der Berliner Höhenweg beginnt eigentlich an der Gamshütte hoch über Mayrhofen (als Zustieg empfehle ich zwischen Finkenberg und Lanersbach zu starten und über Elsalm und Lachtalscharte zu wandern). Er führt über das Friesenberghaus und die Olpererhütte zum Schlegeisspeicher und dann über Furtschaglhaus, Berliner Hütte, Greizer Hütte, Kasseler Hütte und durch den Stillup-Grund zurück nach Mayrhofen. Der Aschaffenburger Höhenweg zwischen Kasseler und Edelhütte gehört offiziell nicht mehr zum Berliner Höhenweg, bildet aber eine logische Einheit mit diesem. Unsere Tour lässt aus Zeitgründen die ersten drei Hütten aus und startet an der Dominikushütte am Schlegeisspeicher und führt bis zur Edelhütte hoch über Mayrhofen. Wer genug Zeit hat, dem sei die gesamte Runde wärmstens empfohlen.

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Schlussanstieg zur Schönbichler Scharte

Den höchsten Punkt der gesamten Tour bildet die Schönbichler Scharte mit ca. 3100 Metern. Die langen Auf- und Abstiege fordern Kondition. Während im Aufstieg eher Herz und Lunge Schwerstarbeit vollbringen müssen, wird beim Abstieg von den Beinen volle Leistung gefordert. Besonders die beiden Etappen zwischen Greizer Hütte und Edelhütte verlangen Trittsicherheit und Geschicklichkeit beim Balancieren über das Blockgestein. Wer hier jeden Schritt abwägen muss, hat verloren. Bei Regen sind große Teile heikel, da das Blockgestein dann sehr schlüpfrich wird und das Vorwärtskommen deutlich verlangsamen. Bei Neuschnee käme hinzu, dass die Markierungen teilweise nicht mehr sichtbar wären und insbesondere im Blockgestein die Wegfindung unmöglich wäre.

Apropos Blockgestein. Im Elbsandstein und im Zittauer Gebirge haben wir durchaus Wege und Halden, die man mit Blockgestein bezeichnen könnte. Allerdings ist das nichts im Vergleich mit den Blockfeldern auf dem Aschaffenburger Höhenweg. Hier fanden wir lose übereinander geschüttete, PKW-große Blöcke, bei denen die Markierung bestenfalls eine grobe Richtung empfiehlt. Ohne kleinere Kraxeleien geht es hier nicht, man kann aber auch nicht immer die Hände zu Hilfe nehmen, wenn man vorwärtskommen will. Es gilt also auch, balancierend und springend einige Blöcke zu überwinden. Wer darin Übung hat, kann schnell über die optimale Bewegungsart entscheiden und dem wird der Weg ein Genuss sein. Wer damit auf den vorherigen Etappen bereits Schwierigkeiten hatte, sollte sich ausrechnen, was eine Verdopplung der Gehzeit zwischen Kasseler und Edelhütte bedeuten würde.

Die Kletterfreude kommt auch an den oft ausgesetzten Scharten und Schneiden auf dem gesamten Höhenweg nicht zu kurz. Die nötige Schwindelfreiheit und Gewandtheit konnten wir in den heimischen Sandsteingebirgen ausreichend überprüfen und so gab es dann auch auf der gesamten Tour keinerlei Probleme damit. Heikle Stellen sind auf dem gesamten Weg ausreichend mit Stahlseilen unterstützt. Der Weg ist durchweg gut markiert. Damit lässt sich eine Hochgebirgswanderung auf dem Berliner Höhenweg klar vom klassischen Bergsteigen abgrenzen. Dennoch sollten der alpine Charakter, die Ausgesetztheit und die Entfernung zur nächsten Hütte Anlass zu guter Planung und einem gewissen Maß an Demut sein. Steinschlaghelme sind insbesondere an den Scharten sehr zu empfehlen: was da an losem, aufgetürmten Schutt nur darauf wartet, von Gemsen oder Wanderern losgetreten zu werden oder sich im tauenden Permafrost selbständig auf den Weg nach unten macht, lässt die Unfallstatistik nur erahnen; unsere Bergneulinge sahen vor Ort selbst, wo es Sinn machte, den Helm aufzusetzen.

Ausreichend Trinkwasser, Regenbekleidung, warme Wechselsachen und ein Erste-Hilfe-Päckchen gehören in jeden Rucksack. Wer dazu noch Verpflegung für alle Tage oder gar einen Kocher mitnimmt, wird sich wundern, wie deutlich sich 10 bis 15 kg auf dem Rücken bemerkbar machen. Da fordern die Tagesetappen vollen Einsatz und es sollten noch Reserven für Unvorhersehbares wie Bauchgrimmen oder nasse und rutschige Wegabschnitte bleiben. Auch der Wetterfahrplan sollte über Weitergehen oder Absteigen mitentscheiden, Kaltfronten oder Gewitter können im Hochgebirge schnell lebensbedrohlich werden.

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An- und Abreise

Glücklicherweise hat sich Jonas bereiterklärt, mit seinem Auto zu fahren und wir haben weitere 3 Fahrer, um uns auf der Fahrt abzuwechseln. Bei der Heimreise nehme ich wegen eines heftigen Schnupfens gerne auf der Rückbank platz und freue mich, einmal nicht fahren zu müssen. Perfektes Teamwork!

Die relativ lange Fahrtstrecke ließ es sinnvoll erscheinen, nach der Hinfahrt nicht gleich loszulaufen bzw. nach dem Abstieg vom Ahorn nicht direkt nach Hause fahren zu müssen.

Als erstes und letztes Quartier habe ich mich daher für die Dominikushütte entschieden. Wir müssen zwar am Schlegeisspeicher Maut bezahlen, dürfen dafür aber die Autos kostenlos die ganze Woche stehen lassen. Der Maut-Pass hinter der Windschutzscheibe dient gleichzeitig als Parkticket. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir hier oben als Gruppe verhältnismäßig günstig übernachten können.

Nur die Fahrtstrecke zwischen Mayrhofen und dem Schlegeis habe ich deutlich unterschätzt. Man ist da locker eine Stunde unterwegs. Bei der Anreise verfahren wir uns auch gleich noch zwei mal, sei es wegen der Aufregung oder der schlechten Beschilderung.

Heiko, der Hüttenwirt, empfängt uns herzlich und wir teilen uns auf zwei Zimmer auf. Beim Abendbrot kommt richtig Stimmung auf und wir freuen uns trotz kalt-feuchtem Wetter auf die bevorstehende Wanderung. Samuel fragt mich: „Machen wir da jetzt jedes Jahr so eine Bergtour?“ Darauf ich: „Mit der Frage habe ich gerechnet, aber nicht so früh.“ Die Dominikushütte hat noch richtige Betten und Brötchen zum Frühstück und bildet so eine Art Zwischenstufe zwischen heimischem Wohnkomfort und dem Hüttenfeeling. Trotzdem sind alle zeitig im Bett, nach der langen Fahrt sind wir müde und am letzten Tag nach der Wanderung auch. Frühstück gibt es 7 Uhr, wer da ausgeschlafen sein will, liegt um neun in der Koje.

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