Rätikon Höhenweg - Überblick
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Der Rätikon ist ein Gebirgsstock, das das Österreichische Vorarlberg im Norden vom Schweizer Kanton Graubünden im Süden trennt. Im Westen tangiert er außerdem das Fürstentum Liechtenstein. Auf dem Rätikon Höhenweg kann man den gesamten Gebirgsstock in etwa einer Woche umrunden. Aufgrund der hohen Hüttendichte und der Durchlässigkeit des Gebirgsstocks zwischen Nord- und Südseite sind aber auch viele kürzere Hüttentouren möglich. Sofern man keine Gipfel reißen will, pendeln die Wege zwischen 1100 und 2400 Metern, also zwischen Waldgrenze und Vegetationsgrenze.
Da wir 8 Tage Zeit haben, wollen wir den Rätikon Höhenweg einmal komplett abschreiten. Da wir uns jedoch terminlich schon im Frühjahr festgelegt haben, gelingt uns das nicht ganz: Die Lindauer Hütte scheint die bestbesuchte im ganzen Rätikon zu sein und ist schon Wochen vorher Freitags und Samstags ausgebucht. Auch das Wetter spielt nicht ganz mit, was uns zu Abkürzungen zwingt. Andererseits passt das Wetter in seiner Unbeständigkeit dann doch wie gemacht auf unsere Etappen.
Die Berge sehen wir in diesen Tagen nur teilweise. Meist wabern Wolken um die Spitzen und machen eine Zuordnung oft unmöglich. Spektakulär sind die Südwände der „großen“ Gipfel Schesaplana, Drusenfluh, Drei Türme und Sulzfluh. Ansonsten kommt - sicher auch Wetterbedingt - nicht die große Faszination auf.
Die Gasthöfe und Hütten sind alle gut ausgestattet und außer dem Melkboden bei mäßigem Betrieb auch im Lager gut auszuhalten. Die Pfälzer Hütte liefert die negative Ausnahme bzgl. Lagerbreite: etwa 60cm stehen jedem Schlafgast zur Verfügung. Auch der Platz für das Ausbreiten der Sachen ist hier sehr beschränkt. Das Gegenbeispiel liefert die Carschinahütte, die nicht nur sternförmig angeordnete, und damit am Kopfende breiter werdende Lager hat, sondern auch jedem Schlafgast zwei große Fächer für die Sachen bietet. Die Schweizer und Lichtensteiner Hütten akzeptieren auch Euro, allerdings wird z.B. auf der Carschinahütte gleich mal 1:1 umgerechnet, also 10% „Tauschgebühr“.

Wasch- und Trockenräume sind leider meist unbeheizt. Wir waschen uns daher immer gleich beim Ankommen, da sind wir noch warm vom Laufen. Warmes Wasser gibt es i.d.R. nur zum Duschen und das kostet auf den Hütten ca. 1 Euro je Minute, einen Komfort, den wir uns für die Berggasthöfe aufheben. Die Wäsche trocknen wir im Lager, wo wir sie irgendwo aufhängen. Meist sind Haken vorhanden, aber oft nur wenige - eine der einfachsten Möglichkeiten, den Hüttenkomfort zu verbessern.
Auf den Alpenvereinshütten ist Halbpension Standard und für uns außer auf der Schesaplanahütte reichlich. Nach Karte kann man nur auf der Tilisunahütte und natürlich auf den meisten Berggasthöfen bestellen. Das Hüttenfrühstück besteht normalerweise aus Brot, Butter und Marmelade, manchmal auch Käse. Dazu gibt es Kaffee, Tee oder Milch nach Bedarf. Manchmal kann man gegen Aufpreis Wurst dazu bestellen. Auf den Schweizer Hütten gehört Marschtee zur Übernachtungspauschale - ein Service, den wir gern genutzt haben.
Einen aushängenden Wetterbericht, wie wir das aus Tirol gewohnt sind, sucht man hier vergebens. Die Hüttenwirte haben meist keine Ahnung und informieren sich anscheinend eher aus Radio oder Zeitung, die aber kein genaues, lokales Bergwetter liefern. Das Bergwetter vom DAV ist jederzeit im Internet abrufbar und sollte der Standard auf jeder Hütte und in jedem Gasthof der Alpen sein!
Alles in allem haben wir uns aber überall wohl gefühlt und es gab keine Unterkunft, die wir generell nicht empfehlen würden.
Bus- und Bahnverbindungen im Montafon sind tagsüber relativ gut, allerdings sind die Busse je nach Wetter von Touristen überfüllt. Auf dem Rückweg zum Auto wollten gegen Mittag noch so viele Wanderer zur Lünerseebahn, dass Fahrgäste an mehreren Haltestellen stehen bleiben mussten. Liebe Montafonerbahn AG, so sollte man es nicht machen!